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Wie du aus der Angstspirale aussteigen kannst

Es ist wie verhext: Als hätten die letzten zwei Jahre nicht schon genug Dynamik in unser bisher vergleichsweise so stabiles und verlässliches Leben gebracht, befinden wir uns schon wieder in neuen Ungewissheiten. Wenn ich mit Menschen in meinem privaten Umfeld oder auch mit Klient*innen und Patient*innen meiner Praxis spreche, wird deutlich, dass viele mit Sorge auf den Herbst und Winter blicken. Durch die steigenden Preise für Energie, Sprit und Lebensmittel steigt auch die Angst vor finanziell bedrohlichen Situationen. Klar, dass nun jeder vorsorgen will: Am Mittwochabend waren lange Autoschlangen an den Tankstellen vorzufinden, ab und zu beobachte ich auch wieder Hamsterkäufe im Drogerie- und Lebensmittelmarkt. Vorsorge ist schließlich besser als Nachsorge. Wer weiß, wie lange es noch was gibt?

Eigentlich eine ganz natürliche Reaktion, denn immer dann, wenn im Außen viele Veränderungen stattfinden und wir das Gefühl haben, dem nichts entgegensetzen zu können, keine Kontrolle darüber zu haben, was noch alles passieren könnte, reagieren wir instinktiv: Wir schalten um auf Überlebensmodus. Und wer überleben will, muss sich vorbereiten. Im Empfinden existenzieller Bedrohung ist unser Fokus auf den (bevorstehenden) Mangel gerichtet, wir sehen nicht mehr was wir haben, sondern nur noch was wir brauchen und vielleicht nicht mehr bekommen könnten. Ist unser Bedürfnis nach Sicherheit und körperlicher Unversehrtheit bedroht, gibt es keine rationalen Entscheidungen mehr.

Oder etwa doch? Wenn wir mal genauer hinschauen, erleben wir auch Menschen, die anders mit der aktuellen Situation umgehen, obwohl sie in gleicher Weise betroffen sind bzw. sein könnten. Wie kann es gelingen, gelassener zu reagieren und sich nicht so stark von seinen Ängsten leiten zu lassen?

 

In erster Linie ist es wichtig, sich seine Ängste ganz genau anzuschauen. Es ist wichtig zu verstehen, wovor genau du Angst hast, damit du diese Angst nicht generalisierst. Ein Beispiel: Jemanden übermannt das Gefühl der Angst in einem Flugzeug. In der Folge steigt er nicht mehr in den Flieger (Vermeidung). Prima, Problem gelöst. Etwas später aber bekommt er das gleiche Gefühl bei einem Konzertbesuch. Naheliegende Lösung: Keine Konzerte mehr besuchen. In Kürze erhascht ihn das Gefühl der Angst im Bus, an der Arbeit, beim Treffen mit Freunden.... Einzige Lösung: Vermeidung aller Situationen, in denen das Gefühl der Angst erlebt wurde. Du würdest mir wohl zustimmen, wenn ich sage, dass das nicht die Lösung sein kann und man nochmal auf Ursachenforschung gehen sollte, was genau die Angst in diesen Situationen auslöst. Auch wenn die Lösungen auf den ersten Blick naheliegend und logisch erscheinen, weil die Angst ja weg ist, wenn er sich diesen Situationen entzieht.

Übertragen wir das auf die aktuelle Situation ist es also durchaus nachvollziehbar, warum ich Drogerieartikel kaufe, wenn die Energiekosten steigen: Wer Angst davor hat, im Winter in einer kalten Wohnung zu sitzen, will dabei nicht auch noch schlecht riechen. Das ist jetzt sehr überspitzt und einfach von mir dargestellt, aber im Grunde erleben wir genau das gerade: Es geht darum, ein Stück Kontrolle darüber zurückzuerlangen, was wir nicht beeinflussen können. 

 

Wenn dich die aktuelle Situation ebenfalls aus deinem Gleichgewicht bringt, ist es gut dich zu erden und deine Verbindung mit dir selbst wiederherzustellen. Manchmal sind wir so weit weg von uns selbst, haben den Kontakt mit unserem eigentlichen Ich völlig verloren. Wir sind wie ver-rückt, stehen neben uns, agieren emotionsgeladen und reaktiv. Du kennst das vielleicht aus vergangenen belastenden oder gar bedrohenden Situationen. 

Eine Verbindung mit dir herzustellen und dich zu erden, kann dir vor allem dadurch gelingen, dass du dir Zeit für dich nimmst und dich mit folgenden Fragestellungen auseinandersetzt:

  • Was ist meine größte Angst? 
  • Hab ich diese Angst schon mal an anderer Stelle ähnlich stark empfunden? 
  • Wenn ja, was hat damals geholfen? Welche Strategie sollte ich besser nicht wiederholen? 
  • Für wen bin ich verantwortlich? Für wen muss ich sorgen? Für wen treffe ich Entscheidungen?
  • Wer könnte eine gute Unterstützung für mich sein? Wie kann ich mich vernetzen, damit ich Entlastung spüre?
  • Wer oder was befeuert meine Angst und von wem oder was sollte ich mich daher etwas zurückziehen?

Als Yogalehrerin empfehle ich dir außerdem eine Yogapraxis, die deine Erdung unterstützt (schau gerne bei meinen Angeboten vorbei - ich biete dazu bald einen Online-Kurs an). Außerdem solltest du dir regelmäßig Zeit für Entspannung einzuplanen. Angst ist für deinen Körper Stress. Das führt zu einer erhöhten Ausschüttung von Kortisol und einer dauerhaften An-und in Folge Verspannung deiner Muskulatur. Dauerhafte Angst/ dauerhafter Stress wirkt sich also nachhaltig ungünstig auf dein körperliches Wohlbefinden aus und schwächt dein Immunsystem. Bewusste Entspannung und Atemübungen können in diesen Zeiten goldWERT sein!

 

Es geht vor allem darum, aus der Angstspirale, die eine ganz eigene Dynamik hat, auszusteigen, eine Metaperspektive einzunehmen, die Dinge rational zu betrachten und darum dein Urvertrauen zu stärken und zu der Überzeugung zu kommen, dass für dich gesorgt ist. In welcher Art auch immer. Du bist sicher, wenn du dich mit dir sicher fühlst!

Ich unterstütze dich gerne dabei und bin für dich da!

 

Herzlichst, 

Svenja Lotze