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Über Mut, Vertrauen und den richtigen Moment im Leben

 

Wir sind jeden Tag aufgefordert eine ganze Menge Entscheidungen zu treffen. Viele davon fallen uns leicht, wir sind routiniert und haben nichts zu verlieren: Welche Hose? Was zum Frühstück? Fahrrad oder Auto? Sport oder Couch? Alles keine lebensverändernden Entscheidungen.

Andere Fragestellungen sind schon etwas komplexer und weitreichender. Wir tun uns schwerer, z.B. wenn wir eine größere Summe Geld investieren. Bei wieder anderen wissen wir, dass eine Entscheidung zur Veränderung längst überfällig ist, drücken uns aber davor, Position zu beziehen, schieben endlos auf, sammeln Argumente, warum es gerade jetzt nicht geht und morgen auch nicht. Oder eben auch, warum genau JETZT der perfekte Zeitpunkt ist!

Hochzeit, Kinderwunsch, Jobwechsel, Umzug.... Für diese Art von Entscheidungen brauchst du Mut, Vertrauen und "Kairos" - den rechten Zeitpunkt, dem einzigartigen Moment, der perfekten Gelegenheit. 

 

 

Lass uns zunächst über Mut reden! Wir brauchen Mut immer dann, wenn wir das Gefühl haben, ein Risiko einzugehen. Immer dann, wenn wir Angst davor haben, einen Fehler zu machen, verletzt werden zu können. Immer dann, wenn wir scheitern könnten. Dann brauchen wir Mut. Viele Menschen fangen im Leben erst gar nicht an, eigene Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie gerne würden und auch der richtige Zeitpunkt da wäre, weil die Angst zu scheitern größer ist, als der Wunsch eine Veränderung herbeizuführen. Das kann ich gut verstehen, ich hab's auch lieber, wenn Pläne funktionieren. Aber wie sagt man so schön: Wenn man nicht auch mal bereit ist, ein Risiko einzugehen, würde man vermutlich immer noch mit dem Dreirad oben auf der Rutsche stehen und warten. Das Leben wäre nicht das Leben, wenn es nicht immer auch ein bisschen unberechenbar bliebe. Wir können nicht immer alle Risiken auf null reduzieren und uns in absoluter Sicherheit wiegen. Für vieles gibt es keine Garantie.

Und genau deswegen brauchen wir auch die zweite Zutat: Vertrauen. Mal geht es darum, dir und deinen Fähigkeiten zu vertrauen und dir selbst einfach mal was zuzutrauen. Mal bist du gefordert, anderen zu vertrauen. Und manchmal gehts auch schlichtweg nur darum, dem Drehbuch deines Lebens zu vertrauen. Klingt abgehoben und esoterisch? Mag sein. Aber allein das Vertrauen darauf, dass alles in deinem Leben zu deinem Besten passiert, kann so viel Schwere aus deinen Gedanken und deinem Alltag nehmen und dich mutig sein lassen.

Mit Mut und Vertrauen im richtigen Moment kann es dir gelingen, auch schwere Entscheidungen zu treffen, sie umzusetzen und für dein Leben loszugehen. Pure Theorie? Ja,  aber vielleicht hilft dir dieses praktische Beispiel, um deutlich zu machen, worum es geht: 

 

 

 

Der Theologe Henri Nouwen erzählt über eine Begegnung mit Zirkus-Trapezkünstlern. Der Leiter der fliegenden Gruppe erklärt ihm:

„Als Luftspringer muss ich absolutes Vertrauen auf den haben, der mich auffängt. Sie und das Publikum halten vielleicht mich für den großen Star am Trapez, aber der wirkliche Star ist John, mein Fänger.

Er muss für mich im Bruchteil einer Sekunde parat sein und mich aus der Luft angeln, wenn ich im hohen Bogen auf ihn zufliege." 

„Wie klappt das immer?", frage ich zurück. 

„Nun, das Geheimnis besteht darin, dass der Flieger nichts tut und der Fänger alles! Wenn ich auf John zufliege, muss ich bloß meine Arme und Hände ausstrecken und darauf warten, dass er mich auffängt und sicher auf die Rampe zurücksetzt." 

„Und Sie tun dabei nichts?", erwiderte ich ziemlich überrascht.

„Nein, gar nichts," wiederholte er. „Das Schlimmste, was der Flieger tun kann, ist nach dem Fänger greifen zu wollen. Aber ich soll ja nicht John auffangen, sondern er mich. Würde ich nach Johns Handgelenken greifen, könnte ich sie brechen, oder er könnte die meinen brechen, und das wäre für uns beide das Aus! Ein Flieger soll nichts als fliegen, ein Fänger nichts als auffangen; und der Flieger muss mit ausgestreckten Armen völlig darauf vertrauen, dass sein Fänger im richtigen Augenblick nach ihm greift."

 

Was glaubst du, wäre ein Trapezkünstler ohne den Mut zu fliegen, das Vertrauen aufgefangen zu werden und das Gespür, im richtigen Moment, auch wieder loszulassen? Richtig, arbeitslos. 

Nun bist du kein Trapezkünstler, hast aber immerhin die Hauptrolle in deinem Leben. Also geh voran, sorge dafür, dass es dir gut geht und deine Wünsche und Träume wahr werden, wenn die Gelegenheit günstig ist! Für manche Entscheidungen gibt es keine zweite Chance. Die triffst du jetzt oder nie!

 

Herzlichst 

Svenja Lotze